Wie wird das Klima bei uns in 30 Jahren sein und was bedeutet das für unsere Landwirte? Diese Frage beschäftigte eine Gruppe von 20 Personen während einer von der LEADER-Region Elsbeere Wienerwald organisierten Fachreise zum Thema "Klimawandelanpassung und Biodiversität" Ende April.
Laut dem Forschungsprojekt SALBES der Universität Wien sollen im Wienerwald im Jahr 2050 klimatische Bedingungen herrschen, wie sie derzeit in Nordostkroatien und Nordserbien zu finden sind. Für das Jahr 2080 werden Bedingungen wie im heutigen Nordmazedonien prognostiziert. Wie sich die Landwirtschaft in diesen Balkanländern an die klimatischen Herausforderungen anpasst, war das zentrale Thema der 5-tägigen Reise, die von Zagreb bis Skopje führte.
Das wertvollste aber waren die spannenden Gespräche, der Gedanken- und Ideenaustausch innerhalb der Gruppe, eine großartige Erfahrung, die gerne bei Gelegenheit im Zuge einer nächsten Exkursion wiederholt werden darf.
Hier eine kurze Zusammenfassung der Reise:
Tag 1: Kroatien
Der erste Stopp war der biodynamisch geführte Familienbetrieb Lina in Lopatinec, der neben der Landwirtschaft auch ein Ferienhaus mit 9 Betten betreibt.
Die Gäste werden mit Bioprodukten aus eigener und regionaler Produktion verwöhnt. Nach dem Besuch des Rudolf-Steiner-Zentrums, dem Begründer der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, ging es weiter zur Ekofarm in Zrno. Auf der geführten Tour erhielten wir Einblicke in die Besonderheiten des ökologischen Landbaus.
Die Ekofarm gehört zur Gruppe Biovefa, die 22 Biosupermärkte betreibt. Neben Gemüse werden auch Produkte wie Seitan, Tofu und Sauerteigbrot hergestellt.
Tag 2: Serbien
In der Moorlandschaft des Naturreservats Zasavica in Serbien erwarteten uns über 600 verschiedene Pflanzenarten, 150 Pilzarten und viele seltene Vögel. Nur ein kleiner Teil des Naturparks darf von Besucher:innen betreten werden. Der Wildhüter erzählte uns von den Herausforderungen der letzten Jahre, insbesondere durch Überschwemmungen, und den Details der Grünlandpflege im Reservat. Der Naturpark wurde 1997 zum Naturschutzgebiet erklärt und erstreckt sich über 3.400 Hektar.
Tag 3: Nordmazedonien
In Nordmazedonien wurden wir von LEADER-Managerin Marina Tosheska empfangen, die uns zwei landwirtschaftliche Betriebe zeigte. Die Landwirte berichteten über die schwierige Situation vor Ort. Viele Dörfer sind verlassen, und trotz hoher Milchpreise leben die Bauern in Armut und verdienen maximal ein Drittel dessen, was europäische Bauern verdienen. Angebaut werden Getreide, Korn, Hafer und Luzerne. Einige Flächen werden als Wiesen genutzt, die Beweidung findet auf staatlichem Gebiet statt. Es wird teils maschinell gemolken, auf Fruchtfolgewechsel wird geachtet.
Tag 4: Skopje, Nordmazedonien
UNI-Fachaustausch Skopje, Fakultät für Landwirtschaft
In Skopje fand ein Fachaustausch an der Fakultät für Landwirtschaft statt. Nach der Begrüßung durch den Dekan stellte Frau Prof. Janeska die Fakultät für Landwirtschaft und Nahrung vor, die 1949 gegründet wurde und in sieben Institute organisiert ist. (Früchte / Wein / Nahrung / Umweltschutz / Agriculture).
Prof. Dimitrievski sprach über die mazedonische Landwirtschaftsstruktur, die Herausforderungen und den aktuellen Stand. Der Sektor steht stark unter Druck, die Landwirtschaft stagnierte in den letzten Jahren. Rund 60.000 Beschäftigte gibt derzeit in der Landwirtschaft das sind 8,8% der Arbeitskraft des Landes, so wenig wie noch nie, dies ist auch bedingt durch die Abwanderung. Das Land hätte genug Kapazitäten, um sich selbst zu erhalten es werden derzeit nur etwa 320 000ha von 516 000ha landwirtschaftlicher Fläche bewirtschaftet.
Um neue Konzepte umzusetzen, müssen negative Trends gestoppt und der Sektor verjüngt werden und die alten Denkweisen vertrieben werden. Schulprojekte zum Klimawandel und innovative Ansätze, wie Bewässerungssysteme und ein smart eco system zur Luftreinigung, wurden ebenfalls vorgestellt. Die 11 landwirtschaftlichen Schulen werden auch genutzt, um Landwirte zu informieren und neue Ideen zu vermitteln, viele Landwirte haben bereits neue Ideen von Schülern umgesetzt.
Stefan Trajkov Mazedonischer Solar Associtation: in Gleisdorf in AUT wurde die mazedonische Solar Association gegründet es werden wissenschaftliche Projekte durchgeführt. Im Land gibt es Hersteller für PV-Anlagen und der Verband ist einer der größten Monteure für Solaranlagen, sie sind auch Partner der InterSolar in München. Es wurden Projekte gegen den Klimawandel durchgeführt mit Schulen, um ein Bewusstsein zu schaffen.
USAid Tamara Todorovska USAID hat ein 5-jähriges Projekt mit einem Budget von 5,5 Millionen Euro, das bis Januar 2028 läuft. Weitere 5,5 Millionen Euro wurden in Aussicht gestellt, um den privaten Sektor zu "vergrünen". Es werden Digitalisierungsprojekte in der Landwirtschaft durchgeführt, darunter Tröpfchen-Bewässerung und Installation von Sensoren.
Ein detailliertes Reiseprotokoll findet Ihr auf der Seite der LEADER-Region Elsbeere Wienerwald.