Kem-Manager Jakob Fröhling plant die Wärmewende in der Klima- und Energie-Modellregion Triestingtal mit oberflächennaher Geothermie voranzutreiben. Eine Studie von GeoSphere Austria hilft dabei. Sie zeigt, wo sich der Untergrund für Erdsonden und Wasser-Wärmepumpen eignet.
Raus aus Öl und Gas heißt in der Praxis sehr oft rein in Pelletsheizungen und Luft-Wärmepumpen. „Es gibt noch mehr nachhaltige und vor allem effizientere Möglichkeiten“, erklärt Jakob Fröhling. „Luft-Wärmepumpen verbrauchen bei niedrigen Außentemperaturen sehr viel Strom und sind daher im Betrieb oft teuer. Beim Holz sollte man nicht zuerst ans Verbrennen, sondern an höherwertige Anwendungen, zum Beispiel im Baubereich, denken. Ein Holzbalken kann über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte als Kohlenstoffsenke dienen.“
Studie. Deutlich effizienter und nachhaltiger ließe sich die Wärmewende mithilfe der Geothermie gestalten, ist Jakob Fröhling überzeugt, und sprach das bei einer Vorstandssitzung der KEM Triestingtal im Frühjahr 2022 an. Er fand Gehör bei den Gemeindevertreter:innen, und so fiel der Entschluss, bei der Geologischen Bundesanstalt (nunmehr GeoSphere Austria) eine Studie zu den Geothermie-Potenzialen zu beauftragen.
Heuer im Februar wurde die „Vorstudie zu geothermischen Nutzungen in der Klima- und Energie-Modellregion Triestingtal“ fertig. „In der KEM Triestingtal gibt es nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten für tiefe Geothermie. Das liegt an den (hydro-)geologischen Gegebenheiten, da kaltes Wasser in den tiefen Untergrund infiltriert und sich zu langsam erwärmt. Sehr wohl gibt es aber dieses Potenzial in unmittelbaren Nachbargemeinden im Wiener Becken“, sagt Studienmitautorin Doris Rupprecht. „Das Potenzial für oberflächennahe Geothermie ist österreichweit und auch im Triestingtal gewaltig.“
Oberflächennahe Geothermie. Dabei wird die Wärme aus den ersten 300 Metern des Untergrunds genutzt und über eine Wärmepumpe auf das erforderliche Temperaturniveau gebracht. Der Investitionsbedarf für derartige Anlagen liegt höher als bei Luft-Wärmepumpen oder Biomassekesseln. Dafür kommt der Betrieb durch den kostenfreien Rohstoff Erdwärme und den geringeren Strombedarf im Vergleich zu Luft-Wärmepumpen deutlich günstiger. Wie rasch sich geothermische Anlagen im Vergleich zu Luft-Wärmepumpen amortisieren, hängt von den konkreten Angeboten und der Ausführung der Anlage ab. Zur Auswahl stehen drei gängige Varianten:
• Anlagen mit rund 100 Meter tiefen Sonden: Je tiefer gebohrt wird, umso höher liegt das nutzbare Temperaturniveau. Allerdings sind die Bohrungen teuer, können jedoch nahezu überall durchgeführt werden. Eingesetzt werden sie für große Heizanlagen, beispielsweise für Wohnhausanlagen oder Werkshallen genauso wie als Lösung für Einfamilienhäuser, wenn weder Grundwasser noch Fläche für Erdwärmekollektoren vorhanden ist.
• Grundwasser-Wärmepumpen: Sie gelten ebenfalls als sehr effizient und kommen mit deutlich geringeren Bohrtiefen – bis zum ersten Grundwasservorkommen – aus.
• Erdkollektoren: Diese werden entweder horizontal oder vertikal in Tiefen bis zu zehn Metern verlegt – einem Bereich, der auch bei sehr niedrigen Lufttemperaturen immer noch Plusgrade aufweist. Nur tief wurzelnde Bäume darf man nicht über dem Kollektorfeld pflanzen. Im Neubau können Erdkollektoren auch unter Gebäuden verlegt oder in die Bausubstanz integriert werden. Die Kosten variieren stark und sollten daher immer mit einer Fachkraft besprochen werden.
Grünes Licht? Die Ampelkarten der Studie zeigen auf einen Blick, ob problemlos Erdsonden eingesetzt werden können und wo es Einschränkungen durch Geologie, Wasserschutz und Naturschutz gibt. Die Studie liegt nun bei allen Gemeinden der KEM Triestingtal auf, damit bei Bauvorhaben, Beratungen und Bewilligungen darauf zurückgegriffen werden kann. „Die Karten helfen mir darüber hinaus bei der Beratung von Unternehmen, die über eine Heizungsumrüstung für ihre großvolumigen Gebäude nachdenken“, so Fröhling. „Neben der hohen Energieeffizienz ist an der oberflächennahen Geothermie besonders interessant, dass sie sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen eingesetzt werden kann.“
Studie zum Download unter Klima / Energie Modellregion -- > Wissenswertes